Offener Brief: ISEK 2030 und die Auswirkungen auf Kaltenweide

Das Integrierte Stadtenwicklungskonzept 2020 (ISEK 2030) liegt am Montag den 26. April 2021 zur Abstimmung im Rat der Stadt Langenhagen vor. Im Vorverfahren hat sich der Verein BÜRGER FÜR KALTENWEIDE e.V. (BfK) im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung geäußert, auf die aktuellen, massiven infrastrukturellen Probleme in Kaltenweide hingewiesen und darum gebeten, dass vor einer Erweiterung Kaltenweides, erst diese Probleme gelöst werden müssen, damit das Zusammenleben in Kaltenweide für alle Beteiligten funktioniert.

Der BfK stellt sich NICHT gegen eine Erweiterung, sondern setzt vor der Erweiterung auf die Lösung der schon jetzt vorhandenen infrastrukturellen Probleme.

Der seitens der Ratsfraktion SPD und Bündnis 90/ DIE GRÜNEN – die Unabhängigen eingebrachte Änderungsantrag, der am 22. April 2021 beschlossen wurde, setzt u.a. die Bebauung von Weiherfeld Nordost in Abhängigkeit zur Entwicklung der Infrastruktur.

In der Einwohnerfragestunde der Sitzung des Stadtplanungsausschusses am 22. April 2021 haben wir erneut darauf hingewiesen, dass die infrastrukturellen Probleme zuerst gelöst werden müssen und darum gebeten, dass bezüglich des oben genannten Antrages zuerst klar definiert sein müsste, welche Entwicklung der Infrastruktur gemeint sei und wie diese bewertet werden soll. Hierzu gab es keinerlei Rückmeldungen und es wurde seitens der Politik nicht darüber diskutiert. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde eher angedeutet, dass Neuzugezogene sich einer Erweiterung verwehren. Das ist NICHT unsere Wahrnehmung.

Fataler ist es neben des IGNORIERENS der vorhandenen Probleme aber, dass die Politik am 22. April 2021 beschlossen hat, auf dem ehemaligen Grundstück des NP Marktes nicht nur ein Gebäude mit den ursprünglich geplanten 24 Wohneinheiten zu bebauen, sondern mit 30 Wohneinheiten! Das Vorbringen im Beteiligungsverfahren von 260 Einwohnern, dass dort nur eine ortsübliche Bebauung mit weniger Wohneinheiten gewünscht sei, damit der Eingang zum Ortskern Kaltenweides dem ortsüblichen dörflichen Charakter entspricht, wurde hier mit Füßen getreten. Langenhagens Stadtbaurat Carsten Hettwer hat angemerkt, dass es fraglich sei, ob Kaltenweide überhaupt noch einen dörflichen Charakter habe. Nach den aktuellen Planungen bekommt Kaltenweide eines der größten Hochhäuser in Langenhagen.

Es kommt aber noch schlimmer: Sowohl im Beteiligungsverfahren als auch in der Einwohnerfragestunde hat die direkte Anwohnerin, die gemeinsam mit ihrem Mann einen landwirtschaftlichen Betrieb bewirtschaftet, der seit dem 16. Jahrhundert angesiedelt ist, mitgeteilt, dass sie neben der Optik noch erhebliche Bedenken bezüglich zukünftiger Bewohner hat.

Ihr Betrieb erzeugt gemäß seiner Natur neben lauten Geräuschen auch erhebliche Gerüche und Stäube. Sie habe massive Bedenken, dass sie zukünftig in dauernden Klageverfahren gegen sie beteiligt sei. Ihre wirklich nachvollziehbaren Gründe wurden mit der Entscheidung nicht nur ignoriert, sondern eher verhöhnt, da nun sechs zusätzliche 6 Wohneinheiten beschlossen wurden, somit sechs weitere mögliche Kläger.

Da ist es auch kein Hoffnungsschimmer, dass das Baugesetzbuch, nach Mitteilung von Frau Ottensmeier – Mitarbeiterin der Stadt Langenhagen – aktuell dahingehend verändert werden soll, dass es die Möglichkeit einer Charakterisierung als dörflich geben würde, mit der Folge, dass gegen dörfliche Begebenheiten keine Klagegründe vorhanden wären. Nicht nur, dass das Planungen seien, sie deutet an, dass Kaltenweide möglicherweise in diese Kategorie passt, obwohl ihr Vorgesetzter kurz vorher schon den dörflichen Charakter in Frage gestellt hat. Auch wenn es die Charakterisierung als dörflich gäbe, können Klagen der neuen Bewohner dennoch erfolgen, ob erfolgreich, mag dahingestellt sein. Im Übrigen hat Frau Ottensmeier per E-Mail vorab mitgeteilt, dass sie sich keine Sorgen bezüglich einer Überdimensionierung des Gebäudes machen müsse. Eine erneute Verhöhnung, angesichts der zu dem Zeitpunkt geplanten 24 Wohneinheiten.

Zusätzlich ist dieser landwirtschaftliche Betrieb im ISEK noch in zwei weiteren Punkten betroffen. Die gepachteten Weide- und Futterflächen auf den Flächen Weiherfeld Nord und große Wiese sollen laut ISEK mittel- bzw langfristig bzw. bebaut werden.

Wenigstens wurde hier im o.g. Antrag die Fläche Weiherfeld Nord herausgenommen, aber die große Wiese soll weiterhin mittelfristig, mithin bis 2030, bebaut werden. Stellt sich die Frage: Wo sollen die Tiere hin? Wo soll das Futter herkommen? Selbst die Verwaltung hatte nach den Eingaben diese Fläche auf langfristige Reserve umsetzen wollen. Die Politik nicht.

Was ist das ZIEL? Sollen die alteingesessenen Landwirte mürbe gemacht werden? Soll der Betrieb aufgrund der zu erwartenden Klage(n) eingestellt werden? Will die Stadt damit versuchen, später günstig an weitere Flächen kommen?

Alls das ist für uns nicht mehr nachvollziehbar!

Der dunkle, heimliche Gedanke: Ist die Politik hier in eine Trotzreaktion gekommen, da sich sehr viele Kaltenweider die Mühe gemacht haben, sich am Beteiligungsverfahren zu beteiligen und in der Einwohnerfragestunde geäußert haben und sich Gedanken über die Zukunft ihres Ortes machen, die ihnen nicht genehm ist?

Sollen wir uns lieber alle wegducken nicht mehr für unseren Ort interessieren? NUR ein heimlicher, dunkler Gedanke.